das kirchspielLandecker-Dreienberg
Karte des Kirchspiels Landecker-Dreienberg, auf der die Ortsnamen angegeben und die Standorte der Kirchen eingezeichnet sind.

Unser Kirchspiel

Das Kirchspiel Landecker-Dreienberg gehört zum Kirchenkreis Hersfeld-Rotenburg der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und liegt in der Vorderrhön südostlich von Bad Hersfeld, also im Dreieck zwischen Fulda, Kassel und Erfurt.

Kirchspiel leitet sich wie das Wort Beispiel nicht von Spiel ab, sondern vom alt- oder mittelhochdeutschem spël, was soviel viel wie Rede, Erzählung oder Verkündigung - kirchlich: Predigt - bedeutet. Ein Kirchspiel ist demnach ein kirchlicher Verwaltungs- oder Pfarrbezirk. Und als solcher umfasst dieser mehrere Kirchen, die sich in verschiedenen Ortschaften befinden.

Ortschaften ohne eigene Kirche zählten schon immer zu Pfarrbezirken, die über mindestens eine Predigtstelle (=Kirche) und damit einen Pfarrer verfügten. Schon in der Vergangenheit war es (vor allem in Städten mit großen Gemeinden und nahe beieinander liegenden Kirchen) üblich, mehrere Predigtstellen und mehrere Pfarrer einem Bezirk zuzuordnen.
Änderungen der Bevölkerungszahl (historisch etwa durch Neugründungen von Ortschaften oder deren Aufgabe beispielsweise nach Kriegsgeschehnissen) und der ökonomischen Grundlagen hatten schon immer Neuzuschnitte der Pfarrbezirke zur Folge; in der prosperierenden Nachkriegszeit des vergangenen Jahrhunderts beispielsweise wurden zahlreiche Pfarrstellen neu geschaffen. Dieser hohe Versorgungsgrad läßt sich allerdings durch den anhaltenden Mitgliederschwund nicht aufrecht erhalten. Zusammenschlüsse unterschiedlicher Form sind die Folge.

Relativ neu ist, dass der Dienst im Kirchspiel nicht nur von einem einzelnen Pfarramt (und damit einer einzelnen Pfarrperson) versehen wird, sondern dass sich gleich mehrere Kirchengemeinden und Pfarrämter diesen Dienst gemeinschaftlich teilen.
Die gemeinsame Planung und Verantwortung verbessert und vereinfacht beispielsweise die Vertretungsregelung und flexibilisiert ganz allgemein den kirchlichen Dienst. So lassen sich die Aufgaben leichter nach individuellen Stärken und Interessen verteilen, als dies nach dem herkömmlichen "jeder muss alles machen"-Modell möglich ist. Zudem steigert dies die Bandbreite des kirchlichen Angebots im Kirchspiel, da die Veranstaltungen grundsätzlich allen offenstehen.
Und, ganz wichtig: Keine Gemeinschaft muss sich gezwungen sehen, ihre regionalen Besonderheiten zugunsten einer überregionalen Normierung aufzugeben. Im Gegenteil, durch die Kooperationen und vermehrten Kontakte mit Nachbargemeinden bei unterschiedlichen Veranstaltungen über die eigenen Orts- oder Gemeindegrenzen hinaus erhalten neue - und andere - Ideen die Möglichkeit, sich zu bewähren und weitere Sichtweisen zu eröffnen. Da viele Ehrenamtliche in vielen Bereichen tätig sind, macht es Sinn, sich zu vernetzen. Auch die Veranstaltungen sollten miteinander angesehen und geplant werden, damit es nicht zu viele zeitliche Überschneidungen gibt im Gesamt-Kirchspiel.

Historisches

Die älteste urkundlich erwähnte Kirche des Kirchspiels steht in Schenklengsfeld, die 1141 als Wehrkirche errichtet wurde, und die die Mutterkirche der umgebenden Ortschaften war. Das bedeutet allerdings nicht, dass nicht schon zuvor Kirchen vorhanden gewesen sind. Die Orte der Region waren allesamt in Kirchenbesitz und gehörten der Abtei in Bad Hersfeld, die 1234 auf dem Landecker Berg eine Abtsburg errichten ließ. Im 15. Jahrhundert bildete das Landecker Amt dann eine Verwaltungseinheit der Abtei Hersfeld.

Im Bauernkrieg wurden 1525 sowohl das Kloster Hersfeld als auch das Landecker Amt besetzt; auch die Zerstörung der Burg auf dem Landecker fällt vermutlich in diese Zeit. Der Hessische Landgraf Philipp I kam der Abtei zu Hilfe und schlug die Aufstände nieder. Zur Deckung seiner Unkosten übernahm er anschließend das Amt Landecker in seinen Besitz, das von da an zur Landgrafschaft Hessen-Kassel gehörte.
Spätestens 1526 mit der Homberger Synode wurde das Landecker Amt protestantisch; also keine zehn Jahre nachdem Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlicht hatte.

Im dreißigjährigen Krieg wurde in Wippershain 1634 die Kirche zerstört und 1680 neu aufgebaut. Auch die Kirche in Friedewald ereilte im 17. Jahrhundert gleich mehrfach dieses Schicksal. In der Zeit zwischen Zerstörung und Wiederaufbau ging die Reichsabtei Hersfeld - die ehemalige Abtei Hersfeld wurde zu einem weltlichen Fürstentum umgewandelt - an die Landgrafschaft Hessen-Kassel über, wobei Wippershain jedoch als Lehen bei Buchenau verblieb, bis 1720-1722 der Landgraf von Hessen-Kassel das Lehen kaufte und dem Amt Hauneck zuordnete.
Mit der kurhessischen Kreisordnung von 1821, die die alten Gerichte und Ämter auflöste und durch Kreise ersetzte, wurde Wippershain dann zu einer Kommune im Landkreis Hersfeld.

Vorausgegangen war die generelle Neuordnung der Besitzverhältnisse, die sich nach der Französischen Revolution ergeben hatten. Zuvor hatten sich viele europäische Staaten gegen das revolutionäre Frankreich und zur Verteidigung der Monarchie gewandt. Am Ende stand der Verlust der links-rheinischen Gebiete.
1802/1803 wurde im Reichsdeputationshauptschluss festgesetzt, die weltlichen Fürsten für die Gebietsverluste an Frankreich zu entschädigen. Dies geschah durch die Säkularisation kirchlicher und Mediatisierung kleinerer weltlicher Herrschaften bisheriger rechts-rheinischer Reichsstände. Anders ausgedrückt: Es kam zu einer Enteignung der betroffenen Besitzer.

Eine der teilnehmenden Parteien war die Landgrafschaft Hessen-Kassel; der Landgraf wurde 1803 zum Kurfürsten erhoben. Napoléon hatte das seinem Bruder Jérôme zugeschlagene Königreich Westphalen, das bis 1813 bestand, in Kantone aufgeteilt. Einer dieser Kantone war der Konton Friedewald, ein anderer der Kanton Landeck. Wie man sieht, ist die Geschichte der Region reich an Neuzuordnungen, Besitzwechseln und auch Bezeichnungen.
Um sich vom Großherzogtum Hessen abzuheben - das von Napoleon 1806 dazu aus der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt erhoben wurde -, begann man mit dem Gebrauch der Bezeichnung Kurfürstentum Hessen. Oder abgekürzt: Kurhessen - also der Bezeichnung, die im Namen unserer Landeskirche fortbesteht: Kurhessen-Waldeck.

In den Befreiungskriegen hatte Preußen an Einfluss gewonnen. In der Folge kam es zum Konflikt im Deutschen Bund um die Vorherrschaft zwischen Preußen und Österreich und schließlich zum Deutschen (Bruder-)Krieg. Darin wurde 1866 Kurhessen von Preußen annektiert und das Landecker Amt preußisch. Aus der Bildung des Norddeutschen Bundes ging schließlich 1871 das Deutsche Reich hervor.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit der Auflösung Preußens durch die Aliierten die Region wieder hessisch.

Ein weiterer Meilenstein war die Gemeindegebietsreform der Jahre 1971 und 1972, in der sich die Mehrzahl der zuvor eigenständigen Ortschaften zur Großgemeinde Schenklengsfeld zusammenschlossen; auch Wippershain sowie Hilmes wurden so zu Ortsteilen von Schenklengsfeld. Ransbach und Ausbach bildeten gemeinsam mit Mansbach die Gemeinde Hohenroda, und rund um den Dreienberg kamen Hillartshausen, Lautenhausen und Motzfeld als neue Ortsteile zu Friedewald hinzu.

Diese Entwicklung wurde im Groben später von den Kirchengemeinden nachvollzogen. Die Kirchengemeinde Schenklengsfeld - ohnehin befand sich dort nur noch eine (evangelische) Kirche - war bereits eine kirchliche Einheit. Hilmes und Wippershain blieben bis zum Ende 2023 eigenständig und fusionierten dann mit Schenklengsfeld zur Kirchengemeinde am Landecker-Schenklengsfeld.
Die Kirchengemeinde Ransbach-Ausbach entstand 2012 (ohne die weiteren Ortsteile von Hohenroda) aus der Fusion der Kirchengemeinden von Ransbach und Ausbach, und gemeinsam wurde 2014 das Kirchspiel Schenklengsfeld gegründet.
Auch die Ortsteile Friedewalds mit ihren Kirchen in Motzfeld, Hillartshausen, Lautenhausen und Friedewald hatten bereits die Gemeinde am Dreienberg Friedewald gegründet.

Und nun, 10 Jahre nach Gründung des Kirchspiels Schenklengsfeld, fusionierten die Kirchengemeinden im Raum der Kommune Schenklengsfeld zur Kirchengemeinde am Landecker.
Gleichzeitig wurde das bisherige Kirchspiel Schenklengsfeld aufgelöst und durch einen neuen Zusammenschluss der alten Beteiligten und zusätzlich der Gemeinde am Dreienberg Friedewald ersetzt, um die Aufgaben gleichmäßiger zu verteilen und die Zukunftsfähigkeit der evangelischen Kirche in der Region zu erhalten. Das Kirchspiel Landecker-Dreienberg enststand.