Die liturgischen Farben im Kirchenjahr
Für das Kirchenjahr zählen in der Hauptsache die Sonntage. Es war ein Sonntag, an dem die Auferstehung des Herrn stattfand, und deshalb wird der Sonntag in christlicher
Auffassung auch als erster Tag der Woche angesehen, weil er den Anfang einer neuen Ordnung andeutet. Bis 1976 galt dies übrigens auch von staatlicher Seite in Deutschland so,
bis er dann zum letzten Tag der Woche wurde.
Man könnte nun annehmen, dass somit der Ostersonntag der erste Tag des Kirchenjahres wäre, dies ist aber nicht der Fall. Tatsächlich ist es der erste Sonntag, der auf den
Ewigkeitssonntag - manchmal auch Totensonntag genannt - folgt: Der 1. Advent. Die Woche zwischen den Kirchenjahren zählt in der Praxis aber bereits zur Adventszeit und somit zum neuen Kirchenjahr.
Das Kirchenjahr wird gerne als Kreis dargestellt, der grob gesehen dreigeteilt ist. So hat das erste Viertel des Kirchenjahres das Weihnachtsfest zum Thema, das mit dem Advent beginnt und die Epiphaniaszeit hindurch andauert. Es schließt sich die etwas längere Zeit des Osterkreises an. Dieser beginnt mit der Passionszeit (Leidenszeit Christi) und endet nach Pfingsten (Ausgießung des Heiligen Geists). Den größten Teil des Kirchenjahres bildet die Trinitatiszeit, die mit mit dem Dreifaltigkeitstag Trinitatis beginnt und mit dem Ewigkeitssonntag endet.
Den einzelnen Festtagen (wie auch den dazwischen liegenden Tagen) werden in der Kirche verschiedene Farben zugeordnet, die den Charakter
dieser Tage widerspiegeln sollen. Dabei unterscheidet sich die Zuordnung der Farbe zu den Festtagen in den verschiedenen christlichen Konfessionen
und in Einzelfällen auch in den Kirchengemeinden.
Die Bedeutung der beiden Farben Schwarz und Weiß ist allgemein geläufig: Schwarz ist die Farbe der Trauer und des Todes, Weiß die der Freude und des Lebens.
Weniger bekannt ist die Bedeutung der anderen liturgischen Farben. Liturgie bedeutet so viel wie Dienst und meint damit
die Ordnung - den Ablauf - der religiösen Zeremonien und Riten des Gottesdienstes in Christen- und Judentum.
Die Farbe Grün steht für die Hoffnung und das Wachsen.
Rot steht für die Liebe, aber auch für Blut und für Feuer.
Die Farbe Violett ist die Farbe der Besinnung, der Verwandlung und auch der Buße.
In den einzelnen Kirchengemeinden werden zu den Festtagen teilweise unterschiedliche Farben bei den Paramenten und Antependien
(Altar- und Kanzeldecken) verwendet.
Einheitlich wird beispielsweise zu Karfreitag, dem Todestag Christi, durchgängig Schwarz aufgehängt.
Ein gutes Beispiel für die Unterschiedlichkeit ist der letzte Tag des Kirchenjahres. Wo das Gewicht auf dem Gedenken an die Verstorbenen liegt, wird am Totensonntag ebenfalls Schwarz aufgehängt.
Gemeinden, die diesen Tag aber lieber als Ewigkeitssonntag begehen, verwenden die Farbe Grün (Hoffnung und Besinnung) oder sogar Weiß als Symbol,
ins Licht der Ewigkeit geführt zu werden.
Weihnachtskreis
Adventszeit
Der Advent (von lat. adventus domini - Ankunft des Herrn) ist die Zeit der Vorbereitung auf das Fest der Geburt Jesu Christi - Weihnachten. Ihm ist die Farbe Violett zugeordnet, als Zeit der Besinnung. Dies gilt nicht nur der erwarteten Geburt Christi, sondern auch der Erwartung der zweiten Wiederkehr und dem Anbruch des Reichs Gottes.
Weihnachten
Heiligabend - der 24. Dezember - zählt noch zur Adventszeit und erhält daher die Farbe Violett zugeordnet. Auch der Brauch, die Geschenke erst am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags zu verteilen, spiegelt dies wider. Aber nach der Geburt Christi (am Abend des 24.) wird die Farbe Weiß als Zeichen für die Ankunft des Lichtes aufgelegt.
Epiphanias
Der 6. Januar erinnert an die Erscheinung des Herrn. Der Tag ist auch als Heilige Drei Könige bekannt, erinnert also an die Anbetung des Kindes durch die Weisen aus dem Morgenland. In den Ostkirchen feiert man dies als den Tag der Taufe Jesu und der Offenbarung der Dreifaltigkeit Gottes. An Epiphanias und dem letzten Sonntag nach Epiphanias wird daher als Farbe des Lichts und der Klarheit Weiß aufgelegt. Dazwischen gilt vielerorts die Farbe Grün - Wachsen und Hoffnung.
Osterkreis
Passionszeit
Die Passionszeit, auch Leidens- oder Fastenzeit genannt, beginnt mit dem Aschermittwoch und bezeichnet die Zeit des Leidens und Sterbens Jesu Christi. Der Farbe Violett in dieser Zeit kommt die Rolle der Besinnung zu. In früheren Zeiten lag die Betonung noch stärker auf dem Bußcharakter der Farbe. In diese Zeit fällt auch der Palmsonntag, dem 6. und letztem Sonntag der Fastenzeit und Sonntag vor Ostern, also dem Beginn der Karwoche. Der Palmsonntag erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem, zu dem ihm das Volk Palmzweige streute. In der evangelischen Kirche zählt dieser Tag noch nicht zur Leidenszeit der am Folgetag beginnenden Karwoche.
Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag
Auch wenn der Gründonnerstag die Farbe Grün im Namen führt, ist diese nicht dessen liturgische Farbe. Am Gründonnerstag fand das letzte Abendmahl Christi
mit seinen Jüngern statt. Die Farbe dieses Tages ist Weiß, was sich auch in der Bezeichnung weißer Donnerstag in manchen Gegenden zeigt.
Der Karfreitag ist der Tag der Kreuzigung und des Todes Jesu Christi. Schwarz.
Auch am Karsamstag war Christus tot, weshalb auch hier die Farbe Schwarz aufgelegt wird.
Ostern und Himmelfahrt
Mit der Auferstehung in der Osternacht am Ostersonntag wird Weiß aufgelegt und bis Pfingsten beibehalten. In diese Zeit fällt auch Himmelfahrt.
Pfingsten
Pfingsten - fünfzigster Tag, also sieben mal sieben Tage nach dem Ostersonntag - ist der Tag der Aussendung des Heiligen Geistes und gilt auch als Gründungstag der Kirche. Es markiert gleichzeitig das Ende der Bußzeit. Pfingstsonntag und -montag ist die Farbe Rot zugeordnet. Die Bibel beschreibt die durch den Heiligen Geist vermittelte Fähigkeit der Apostel, zu ihren Zuhörern in deren jeweiligen Muttersprachen sprechen zu können, durch Zungen wie durch Feuer. Mit der Ausgießung des Heiligen Geistes endete die Untätigkeit der Apostel - sie traten erstmals öffentlich in Erscheinung.
Trinitatiskreis
Trinitatis
Das Fest der Dreifaltigkeit am ersten Sonntag nach Pfingsten (auch Allerheiligen genannt) weist auf die Verbindung zwischen Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist hin. Für den Rest des Kirchenjahres gilt die Zählung "Tage nach Trinitatis" und die Farbe des Wachsens, Grün. Dies gilt insbesondere für den Erntedanksonntag im letzten Drittel der Trinitatiszeit. Mancherorts wird an Trinitatis selbst Weiß aufgelegt.
Reformationsfest
In der evangelischen Kirche wird am 31.Oktober der Reformation der Kirche durch Martin Luther gedacht. Kernpunkt ist die Erkenntnis, dass die Erlösung von der Sünde der Menschen nicht durch deren Buße (beispielsweise durch Ablasszahlungen) erfolgen kann, sondern durch den Kreuzestod Jesu Christi geschehen ist. Da Rot auch als Farbe von Gottes lebendigem Geist und dessen Wirken gilt, wird diese Farbe aufgelegt. Auch bei Festen im Zusammenhang mit kirchlichen Angelegenheiten kann Rot zum Einsatz kommen, etwa bei der Konfirmation.
Buß- und Bettag
Der Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag entstammt historisch dem Ansetzen von Buß- und Bet-Tagen aus dem Anlass aktueller Notstände und Gefahren, um die gesamte Bevölkerung zu Umkehr und Gebet aufzurufen. Daher wird die Farbe Violett der Besinnung zugeordnet. Die Abschaffung des Buß- und Bettages als gesetzlichem Feiertag erfolgte, um die Mehrbelastung der Arbeitgeber durch die Beiträge zur Pflegeversicherung auszugleichen und erfolgte beispielsweise nicht in Sachsen.
Ewigkeitssonntag
Der letzte Tag des Kirchenjahres hat eine Doppelfunktion. Einerseits dient er dem Gedenken der Verstorbenen des letzen Jahres - daher die Bezeichnung Totensonntag - und andererseits dem Blick auf das ewige Leben im kommenden Reich Gottes. Als Farbe kommen daher sowohl Schwarz als auch Weiß in Frage. Um nicht jeweils nur einen der beiden Aspekte zu betonen, wird mancherorts Grün ausgewählt, als Symbol des Wachsens und Werdens und der Hoffnung.