Die Kirchengemeinde
am Landecker-Schenklengsfeld
2024 aus der Fusion der Kirchengemeinden Schenklengsfeld, Hilmes und Wippershain hervorgegangen ist die Kirchengemeinde
am Landecker-Schenklengsfeld jetzt (mit Ausnahme von Erdmannrode, das kirchlich zur Gemeinde Buchenau im Kirchenkreis Fulda gehört,) deckungsgleich mit der Großgemeinde Schenklengsfeld.
Folgende Orte gehören dazu (im Uhrzeigersinn rund um den Kernort):
- Schenklengsfeld mit Konrode im Westen und Oberlengsfeld im Osten
- Hilmes
- Wehrshausen
- die Höfe Kahlhausen, Thalhausen und Rimmerode
- Unterweisenborn
- Landershausen
- Wippershain
- Wüstfeld
- Dinkelrode
- Malkomes
- Schenksolz
- und Lampertsfeld.
Dazu gehören drei Kirchen: Die Mauritiuskirche in Schenklengsfeld, die Kiliankirche in Hilmes und die Kirche in Wippershain. Außerdem gibt es in Malkomes noch den »Dom«, ein ehemaliges Bethaus, das gelegentlich noch für Andachten oder (standesamtliche) Hochzeiten genutzt wird.
Die Mauritiuskirche in Schenklengsfeld
Die evangelische Pfarrkirche Mauritius wurde als Mutterkirche des Kirchspiels Schenklengsfeld erstmals 1141 erwähnt. Ältester Teil des Gebäudes ist der mittelalterliche Wehrturm mit dem spätgotischen Chorraum, dem 1822 der heutige Turmaufsatz hinzugefügt wurde. Das barocke Kirchenschiff mit polygonem Westabschluss und Mansarddach wurde 1737-1741 nach Plänen des hessischen Landbaumeisters Adam Johann Erdinger erbaut.
Eine Besonderheit in der Kirche ist der spätgotische Taufstein mit seinem phantasievollem Bandschlingenwerk von ca. 1517 mit drei adeligen Wappen darin.
Das im Kirchenraum rechts von der Empore hängende und 1949 von dem Wehrshäuser Künstler Heinrich Mannel gemalte Kreuzigungsbild verlegt die Kreuzigung in´s Landecker Amt und zeigt die Menschen unter
dem Kreuz mit der typischen Landecker Tracht.
Die drei Glasfenster im Altarraum wurden 1954/55 von Hilde Ferber entworfen. Sie stellen die Sakramente sowie das Pfingstereignis dar.
In warmen Brauntönen ist das Fenster vom segnenden Christus Blickfang, wenn man den Kirchenraum durch den Westeingang betritt.
Die anderen Fenster und auch die Oberlichter haben farblose Glasscheiben und sorgen für einen hellen Eindruck des Kircheninneren.
Weiterhin sind im Kirchenraum drei Grabsteine – von 1507, 1611 und 1695 – aufgestellt; sie korrespondieren zu den alten Grabsteinen auf dem historischen Friedhof in Schenklengsfeld.
Die Orgel ist von August Peternell in Seligental um 1888/89 geschaffen worden und wurde zuletzt 2023 einer aufwändigen Renovierung unterzogen.
Besonders beeindruckt der Innenraum der Kirche durch seine aus heimischen Baumstämmen gefertigten einteiligen Säulen, die eine doppelte Empore tragen.
Zur Kirchengeschichte
Der frühere Schenklengsfelder Hans-Otto Kurz aus Ludwigsau hat zur Schenklengsfelder Kirchengeschichte einen Artikel geschrieben, der insbesondere auch die jüngere Vergangangenheit beleuchtet.
Darin beschreibt er, was anlässlich der Renovierung des Turms im Jahre 1947 an Urkunden im Turmkopf gefunden wurde,
wie der Taufstein aus dem Museum in Bad Hersfeld zurückgeholt wurde,
wie die gerade erst angeschafften Glocken während der Nazi-Diktatur eingezogen wurden und unter welchen Umständen die Wiederbeschaffung stattfand.
Zudem berichtet er über die Amtszeit von Pfarrer Boos.
Zu seinem Artikel schreibt er:
»Liebe Leserinnen, liebe Leser! Ich hoffe sehr, dass die von mir nachstehend dargestellten Themen zur Schenklengsfelder Kirchengeschichte
Ihr Interesse finden werden – ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!
Ihr Hans-Otto Kurz (Jg. 1940), wohnhaft in Ludwigsau-Friedlos seit 1967 - vorher in Schenklengsfeld, Hünfelder Str. 13«
Und hier nun der Artikel:Artikel im PDF
Mauritius
Mauritius (dt. Moritz oder frz. Maurice) wird seit dem vierten Jahrhundert als Heiliger verehrt und gilt als Schutzheiliger des Heeres, der Infanterie sowie der Messer- und Waffenschmiede. Die Legende berichtet, dass Mauritius zu Beginn des vierten Jahrhunderts Kommandeur der Thebäischen Legion gewesen sei, also aus Theben stammte. In manchen Darstellungen ist Mauritius daher wegen seiner afrikanischen Herkunft auch als "Mohr" (Maure!) abgebildet. Die Legion bestand zu einem großen Teil aus Christen. Kaiser Maximian fügte die Legion seinem Heer hinzu, das er gegen die Christen einsetzen wollte. Bei der Überquerung der Alpen meuterten die 6600 Mann der Thebäischen Legion bei Agaunum, das im Schweizer Kanton Wallis lag und heute Saint-Maurice bzw. St. Moritz heißt. Der Grund: Sie wollten nicht gegen ihre christlichen Glaubensbrüder zu Felde ziehen. Daraufhin befahl der Kaiser, die Legion zu dezimieren, d.h. jeden zehnten Mann hinzurichten. Auch eine weitere Dezimierung änderte die Haltung der Männer nicht, woraufhin der Kaiser zornig die völlige Vernichtung der Thebäischen Legion befahl. Ohne Gegenwehr hätten sich die Offiziere und Mannschaften als Märtyrer für ihre Religion hinrichten lassen.
Im Mittelalter wurde überdies behauptet, Mauritius sei im Besitz der Heiligen Lanze gewesen, weswegen er häufig mit der Lanze abgebildet wird, der in späterer Zeit eine große – auch politische – Bedeutung zukam. So zählte die Heilige Lanze – noch vor der Krone! – zu den Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches.
Das Relief vor dem Eingang der Kirche zeigt Mauritius als Römischen Ritter. Das Original stammt aus der Mauritiuskirche, wurde später aber bei Umbauarbeiten am Gasthof an der Linde in Schenklengsfeld
eingebaut, und kehrte erst vor ein paar Jahren als Kopie wieder zur Mauritiuskirche zurück.
Wen das Thema der Rückkehr des Reliefs und die historischen Hintergründe hierzu näher interessiert, kann dies in der Arbeit von Liesel Honikel aus dem Jahr 2011 nachlesen:
Der wiederentdeckte Mauritius
Die Darstellung erinnerte stark auch an Sankt Georg - für den der abgebildete Mauritius irrtümlich ja auch gehalten wurde-, der ebenfalls zu Beginn des vierten Jahrhunderts als Märtyrer starb und Jahrhunderte später als Drachentöter populär wurde.
Soweit man das historisch nachverfolgen kann, handelte es sich bei der Tötung des Drachens um die Vernichtung einer persischen Räuberbande, die die Region von Lydda in Israel terrorisierte
und regelmäßigen Tribut erpresste; der Name des Anführers Nahfr lässt sich mit Drache oder Schlange übersetzen.
Eine der im späteren Mittelalter sich daraus zahlreich entwickelten Legenden macht hieraus die Rettung der als Tribut an den Drachen ausgelieferten Jungfrau durch den Ritter Sankt Georg.
Und eine dieser Varianten verlegt die Handlung nach Schenklengsfeld und erzählt darin auch von der tausendjährigen Linde, die bis heute besucht werden kann.
Die Kiliankirche in Hilmes
Die Kiliankirche stammt aus den Jahren 1820-22, wie man auch der Jahreszahl über den eingangsportalen der Kirche entnehmen kann. Die Saalkirche mit Haubendachreiter ersetzte damals ein Vorgängerbauwerk.
Der Kircheninnenraum hat eine dreiseitige Empore und noch die Ausstattung der Erbauungszeit.
Hilmes war Mittelpunkt eines Kirchspiels, das zusätzlich die Dörfer Motzfeld, Hillartshausen und Gethsemane umfasste.
Als in den 1960er Jahren durch die Änderung der Kirchspielgrenzen die Bedeutung von Hilmes als regionalem Mittelpunkt schwand, verkleinerte man den Kirchenraum durch das Einziehen einer Wand.
Der nicht mehr zum Gottesdienstraum gehörende Abschnitt erhielt zudem eine Zwischendecke. 2003 wurde dieser Bereich umgebaut, so dass nun in der unteren Etage eine Toilette und eine Teeküche vorhanden sind,
während sich in der oberen Etage ein Gemeindesaal befindet. So bietet die Kirche in Hilmes gleichzeitig auch Gemeinderäume als Gemeindezentrum.
2005 wurde eine Außen- und Innenrenovierung der Kirche abgeschlossen. Heute erstrahlt sie in einem warmen Beige-Ton, der sowohl außen als auch innen zu finden ist.
Die Decke des Gottesdienstraums ist himmelblau.
Besonders alt und wertvoll sind die Taufschale aus dem Jahr 1683, sowie eine Tauf- und eine Abendmahlskanne aus dem 17. Jahrhundert.
Ein Grabstein aus dem Jahr 1855 neben der Kanzel erinnert an unsere Vergänglichkeit und an die Ewigkeit bei Gott.
Und anders als in vielen Kirchen in Deutschland sind die Glocken in Hilmes noch alt, da sie nicht - wie viele der Glocken in der Region - noch kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs
als Rohmaterial zur Waffen- und Munitionsherstellung verwendet wurden.
Zu den Hilmeser Glocken gibt es eine Sage vom edlen Ritterfräulein Susanna-Marie, das beim Gießen der Glocken in Hilmes ihren Gold- und Silberschmuck mit in die Glockenschmelze warf,
was diesen einen besonders guten Klang verleihen soll. Und auch wenn das Schloss auf dem Landecker längst eine Ruine ist, im guten Klang der Hilmeser Glocken hört man noch heute ihren Namen tönen:
Susanna-Marie!
2003 untersuchte Liesel Honikel die Glocken im Hilmeser Kirchturm. Im gemeinsamen Gemeindebrief der Kirchengemeinden von Schenklengsfeld, Hilmes und Wippershain veröffentlichte sie dann folgenden Artikel:
Wenn Glocken läuten
2024 wurde der Kiliankirche das Signet der Radwegekirchen der EKD (Ev. Kirchen in Deutschland) verliehen. Dieses erhalten Kirchen, die an einem Radwanderweg liegen und tagsüber frei zugänglich sind.
Kilian
Der später heilig gesprochene Mönch (oder Bischof) Kilian war iro-schottischer Abstammung und hatte im späten siebten Jahrhundert in der Region Würzburg missioniert und gepredigt. Er wandte sich gegen den Herzog Gosbert, der, wie es unter den germanischen Adeligen in dieser Zeit üblich war, die Witwe seines verstorbenen Bruders geheiratet hatte und riet dem Herzog zur Trennung. Daraufhin wurde er vom Herzog oder der Witwe zusammen mit seinen Begleitern ermordet. Die Kilianslegende entstand selbst jedoch erst ein Jahrhundert später, als der Kampf der Kirche gegen die auch im Volk weit verbreitete Schwagerehe seinen Höhepunkt erreichte. Nach germanischem und Römischen Recht war die Schwagerehe erlaubt, und auch im alten Testament wurde diese in ihrer Schutzfunktion zum Erhalt der männlichen Erblinie gutgeheißen. Die Kirche des frühen Mittelalters sah hierin jedoch in Nachfolge der Kritik Johannes des Täufers an der Schwagerehe des Herodes eine sündige Ehe und verbot diese grundsätzlich, da sie zwischen durch die erste Ehe zu "Blutsverwandten" Gewordenen geschlossen sei. Der Heilige Bonifatius, der unter Bezug auf Kilian das Bistum Würzburg gründete, machte diese Angelegenheit zu einer zentralen Glaubensfrage.
Der Name der Hilmeser Kirche stammt bereits aus katholischer Zeit und galt schon dem oder den Vorgängerbauwerken. Das Kirchspiel unterstand anfangs dem Dekanat Geisa, das wiederum zum Bistum Würzburg gehörte, für dessen Gründung Kilian eine große Rolle gespielt hatte. Auch nach dem Übertritt der Pfarrei zum protestantischen Glauben wurde der Name beibehalten.
Die Kirche in Wippershain
Die Kirche in Wippershain unterhalb der Wippershainer Höhe (455 m) ist die höchstgelegene Kirche im Kirchenkreis Hersfeld und Rotenburg. Von der Wippershainer Höhe aus lässt sich ein weiter Blick in die Landschaft der Rhön und der nördlichen Vorderrhön mit dem Hessischen Kegelspiel - den durch Erosion weniger abgetragenen Vulkanschloten in ungefährer Anordnung einer Kegelaufstellung - werfen. Zwischen Bad Hersfeld und Schenklengsfeld gelegen, dominieren Landschaft und Natur.
Die kleine Dorfkirche von Wippershain wurde 1634 während des Dreißigjährigen Kriegs zerstört und nach Bitten an den damaligen Landesherrn in Kassel 1680 schließlich wieder aufgebaut. Ihre heutige Form erhielt die Kirche im Wesentlichen bei einem Umbau in 1783; seit dieser Zeit wurden an der Außenfassade keine Veränderungen vorgenommen. Die letzte Innenrenovierung geschah Anfang der 1980er Jahre.